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Nathan der Weise

28. Juni 2019 um 19:30

Lessing entwirft mit seinem dramatischen Gedicht »Nathan der Weise« ein Sinnbild des vorurteilsfreien und respektvollen Umgangs der Religionen untereinander. Er beschäftigt sich mit den Begriffen seiner Zeit und lässt die Figuren den Kern humanistischer Ideale verhandeln. Eine Lektüre heute zwingt uns, die Gültigkeit der Lessing’schen Idee von Respekt und Toleranz neu zu prüfen. Denn die Frage nach einer friedlichen Koexistenz ist die Frage nach dem Zusammenleben trotz Unterschieden und Unvereinbarkeiten. Greifbare Zukunftsvision oder Utopie?

Zeitlebens ging es Gotthold Ephraim Lessing um die religiöse Wahrheit – um den Kampf gegen stumpfe Buchstabengläubigkeit, für ein tolerantes Christentum, auch gegenüber anderen Glaubensrichtungen. Lessing verspürt Sendungsbewusstsein. »Ich muß versuchen, ob man mich auf meiner alten Kanzel, auf dem Theater wenigstens, noch ungestört will predigen lassen«, schreibt er 1778 an Elise Reimarus. Und er findet die Form für sein Humanismusplädoyer in einem dramatischen Gedicht mit fünffüßigen Jamben: 1779 erscheint »Nathan der Weise«, das erste weltanschauliche Ideendrama – und Lessings Meisterwerk.

Lessing versetzt die Handlung in das Jerusalem der Kreuzzüge des 12. Jahrhunderts. Hier lebt der kluge und diplomatische, jüdische Kaufmann Nathan mit seiner angenommenen Tochter Recha. Diese verliebt sich in einen jungen Tempelherrn, selbst Gefangener des herrschenden Saladin. Er rettet sie zwar aus den Flammen des väterlichen Hauses, verweigert sich jedoch zunächst ihrer Zuneigung, weil er sie für eine Jüdin hält. Dass Recha und er Geschwister sind und auch noch wider jeden Erwartens die Kinder eines Muslims – der wiederum der verstorbene Bruder des Saladin ist, dem Herrscher von Jerusalem –, dies lässt Lessing seine Figuren erst zum Ende des Stücks entdecken. Die familiären Bande führen zusammen, was ohnehin zusammen gehört. Sie kennen keine religiösen Grenzen oder Vorbehalte. Doch dabei werden auch Identitäten ohne Zögern genommen und neu zugewiesen, wie auch die Geldströme sich mit leichter Hand zwischen politischer und ökonomischer Macht hin und her bewegen.

Details

Datum:
28. Juni 2019
Zeit:
19:30
Veranstaltungkategorie:

Veranstaltungsort

Theater der Stadt Schweinfurt
Roßbrunnstr. 2
97421 Schweinfurt,
+ Google Karte
Website:
http://www.theater-schweinfurt.de/